138 Millionen Jahre alte Bakterien in fossilen Haizähnen entdeckt
Die Mikroorganismen lebten im nährstoffarmen Lebensraum von dem organischen Material des Zahnschmelzes
Wien – Menschliche Zähne sind von einem Biofilm, den man langläufig als Plaque kennt. Die darin enthaltenen Bakterien können bei einem entsprechenden Ungleichgewicht dieser Lebensgemeinschaft mit ihrem Stoffwechsel den Zahnschmelz angreifen – es entsteht Karies. Dieser indirekte Effekt beschränkt sich in der Regel auf oberflächennahe Zahnregionen. Nun aber haben Wiener Forscher in 138 Millionen Jahre alten Haizähnen ebenso alte fossile Bakterien entdeckt, die sich aktiv in den Zahnschmelz urtümlicher Tiefseehaie eingegraben haben, wo sie von dem organischem Material lebten.
Spezialisiert auf eine harte Substanz
Für die Wissenschafter um Iris Feichtinger von der Geologisch-paläontologischen Abteilung des Naturhistorischen Museums (NHM) Wien war es überraschend, im Zahnschmelz ausgestorbener Haie (Cretacladoides noricum) fossile Bakterien zu entdecken. Denn Zahnschmelz zählt zu den härtesten organischen Substanzen, die von Organismen gebildet werden. Wie die Forscher erklären, dürften die fossilen Bakterien darauf spezialisiert gewesen sein, aktiv in den Zahnschmelz einzudringen.
Ihr Ziel waren offensichtlich die minimalen Mengen an organischem Material, das im Zahnschmelz eingelagert war. Mittels komplexer biochemischer Prozesse konnten sie die Schmelzproteine aufspalten – ein Aufwand, der in dem lebensfeindlichen und nährstoffarmen Lebensraum der Tiefsee Sinn macht, so die Forscher zu dem erstmaligen Nachweis dieser ungewöhnlichen Nahrungsaufnahme.
In der Not…
Mit dem Fund sei “eindeutig nachgewiesen, dass Mikroben auch hoch mineralisierte Zahnschmelzkappengewebe mit nur geringem organischen Gehalt besiedeln, wenn Nährstoffe knapp sind, wie in einer tiefmarinen Umgebung”, schreiben die Forscher im Fachjournal “Scientific Reports”.
Ebenso überraschend wie der Fund selbst war für die Wissenschafter die ausgezeichnete Erhaltung der fossilen Bakterien. “Durch chemische Prozesse an den Zelloberflächen konnten die Bakterien winzige Tonmineralien an sich binden. Diese Hüllen wurden fossil und überdauerten Jahrmillionen, obwohl die Bakterien selbst längst zerfallen waren”, so Feichtinger.
Source- derstandard.at